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Nach dem Krieg, den ich körperlich unversehrt überstanden habe, beendete ich

die vielfach unterbrochene Schulausbildung im Sommer 1947 mit der Mittleren Reife.

Danach begann ich im Wintersemester 1947/48 ein Studium an der Hochschule für

angewandte Künste in (Ost)Berlin-Weißensee.

Aus der damaligen Ostzone kommend, war es ein Traum, in Berlin zu studieren.

Das war zwar gespalten, aber ohne Mauer. Doch schon das erste Semester wurde

zum Alptraum. Die mitgebrachten Energien verbrauchten sich in politischen

Grabenkämpfen. Mein Lehrer war keiner.

 

Anschließend wechselte ich zur Hochschule für Bildende Künste in West-Berlin,

Grunewaldstraße, nachdem ich eine Prüfung zur Studienreife absolviert hatte,

da meine Mittlere Reife nicht ausreichte.

Vieles ergab sich damals. Man konnte sehen, was andere machen, ältere Semester,

mit denen teilweise noch Positionen geklärt werden konnten. Das Gefälle war groß

in Bezug auf Alter und Bildung. Ich war ca. 18, andere 40. Nachhang des 2.Weltkriegs.

 

Als junger Maler probiert man dieses und jenes aus. Dabei gerät man auch

auf Holzwege, die nicht weiterführen. Manch einer verbeißt sich in das einmal

Angefangene, auch wenn er eigentlich erkennen müsste, dass es nicht tragfähig ist.

In so einer Lage muss man Charakter beweisen und Irrwege verlassen, sonst

kommt man nirgendwo hin.

 

1949 wurde ich zum Meisterschüler von Georg Tappert ernannt. Wir hatten ein

enges persönliches Verhältnis über den Fachbereich hinaus. In Fragen der Hoch-

schulpolitik beriet er sich mit mir. Im Sommer 1951 bestand ich die Prüfung für

das künstlerische Lehramt an höheren Schulen. Kunsterzieher – schrecklich!

Kunst kann man nicht erziehen.

 

Nach bestandener Prüfung wurde ich einziger und letzter Meisterschüler von

Carl Hofer, von 1951 bis 1953. Schon während dieser Zeit hatte ich viele Aus-

stellungen.

Hofer war schwierig, ein Choleriker und Autokrat. Er hatte die Absicht, seine

im Krieg zerstörten Bilder wieder herzustellen. Da er ein verändertes Bewusstsein

hatte, hätte er das alte Bewusstsein zurückhaben müssen, woran er scheitern

musste.

Er hielt nicht viel von ungegenständlicher Malerei. Aber er respektierte mich

und redete mir nicht drein.

Privat kamen wir gut miteinander aus und führten viele Gespräche, oft über die

Auseinandersetzungen mit seinen Gegnern in der Hochschulpolitik, aber auch sehr

persönliche. Leider nahm er Ratschläge bezüglich seines Verhaltens im Berliner

Realismusstreit der 50er Jahre nicht an und verstrickte sich derart, dass es ihn

letztlich das Leben kostete.

 

Seit 1954 lebte ich als freier Maler in Berlin. Die Stadt war mir immer sympathisch,

das schließt die Menschen ein. Ich wäre besser dort geblieben. 1958 war ein Wende-

punkt. Ich konnte bis dahin gut arbeiten, hatte wichtige Ausstellungen. So hätte ich

weitermachen sollen!

 

Aber zum Sommersemester 1958 nahm ich einen Ruf als Gastdozent für Malerei

an die Staatliche Hochschule für Bildende Künste in Hamburg an -  und landete

im Dörflichen.

Anschließend übernahm ich dort einen Lehrauftrag. Als Leiter verschiedener

Klassen blieb ich bis 1962 an der Hochschule. Während dieser Zeit wandte ich mich

in steigendem Maße der Bildhauerei zu.

 

Ich kam vom Holz zum Metall – sehr üblich. Vom Ton oder Gips wüsste ich so leicht

nicht, wie der Weg zum Metall zustande kommen könnte. Jedenfalls nicht durch die

Arbeit am Metall, sondern als Abguss. Durch alles wurde die Hinwendung zur Technik

zwangsläufig. Sie war auch früher vorhanden, wurde aber dann ernsthaft und bleibt es.

 

Was ich als Skulpteur vorhatte, dafür mussten Anleitungen und Vorbilder von mir

geschaffen werden, genau so wie in Wissenschaft und Forschung. Ich musste lernen,

technische Mittel und Prozesse als künstlerische Technik einzusetzen.

 

Schon damals führte ich öffentliche Aufträge für Wandgestaltungen aus. Das hatte

Auswirkungen auf meine Lehrtätigkeit. Zum Malen kam ich in diesen Jahren wenig

und ging deshalb auf das Angebot von Alfred Hentzen, des damaligen Direktors

der Hamburger Kunsthalle, der mir eine Einzelausstellung anbot, mangels neuer Bilder

nicht ein. Ältere Bilder wollte ich nicht ausstellen und als Bildhauer war ich noch nicht

so weit. Daher diese für meine Karriere missliche Entscheidung.

 

Zum Herstellen von Skulpturen braucht man eine große Werkstatt und einen Hof

mit viel Platz. Und zum Herstellen von Großskulpturen noch viel mehr Platz!

In Schleswig-Holstein waren die Immobilienpreise niedriger als in Hamburg,

also Umzug dorthin, nach Seeth-Ekholt bei Elmshorn. Schleswig-Holstein machte

den Eindruck perfekt, den mir als Berliner schon Hamburg gemacht hatte: Jetzt war ich

erst recht im Dörflichen! Aber es gibt ja Bücher.

 

In intensiver Arbeit wurde eine Werkstatt errichtet, in der schwerste Stahlteile

gebogen, gefräst, gehobelt, gebohrt und geschweißt werden können. Es gab

erste Aufträge für größere Skulpturen und zunehmend auch für Kirchengerät.

 

Der Kunsthistoriker Prof. Stelzer stellte den Kontakt mit Amerikanern her.

1969 wurde ich Professor für Bildhauerei in Iowa City, Iowa (USA). Dort

arbeitete ich am Aufbau des Three Dimensional Department, der Abteilung

für Skulptur, Schmuck, Keramik und verschiedene Designs. Gute Angebote

hatte ich, sollte Dekan werden. Viele Projekte, viele an Schulen, Ausstellungen

in den USA.                                                                                                                             

1971 wurde ich Gastprofessor für Skulptur an der University of Phoenix Tempe,

Arizona.

In den USA lernte ich: Du bist Europäer! Also zurück nach Deutschland.

 

Zurück nach Seeth-Ekholt in die ländliche Zurückgezogenheit, zum Ausbau

der Werkstatt und zur Weiterentwicklung meiner gestalterischen Möglichkeiten

in den verschiedenen Arbeitsbereichen, die aufeinander einwirken.

 

Hier lebe ich bis heute, habe viele künstlerische Projekte realisiert und an

zahlreichen Ausstellungen teilgenommen. Etliche Skulpturen stehen im

öffentlichen Raum.

 

Nun, im Herbst 2002, bin ich mit einer Ausstellung wieder in Berlin,

und das freut mich. Es ist ein Heimkehren.

 

Tabellarischer Lebenslauf